Es ist nicht so einfach, über sich selbst zu schreiben. Wir lassen daher die Zeitschrift „Hund & Jagd“ zu Wort kommen, die unseren Zwinger in der Mai-Ausgabe 2022 portraitiert hat:
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In Unterfranken, am Nordrand des Steigerwaldes, ist der Deutsch Kurzhaar-Zwinger „vom Böhlgrund“ zu Hause. Obwohl die Familie Braunreuter viel Erfahrung mit der Rasse Deutsch Kurzhaar hat, ist es ein relativ junger Zuchtbetrieb, gegründet und geführt von Astrid Braunreuter. Die Züchterin ist höchst engagiert und konzentriert sich darauf, kräftige Mittelschlag-Hunde mit hoher jagdlicher Passion bei gleichzeitig viel innerer Ruhe zu züchten.
Interessiert man sich für Welpen „vom Böhlgrund“, erfährt man relativ schnell in eindeutig unterfränkischem Akzent von Astrid Braunreuter: „Ein guter Hund hat keine Farbe!“ Einmal abgesehen davon, dass die Züchterin wirklich viele Farbvarianten unter ihren Welpen aufweisen kann, repräsentiert dieser Satz das Zuchtziel des Zwingers: Konsequente Ausrichtung auf jagdliche Eignung, Interieur vor Exterieur! Das hat seine Gründe in der Herkunft der Unterfränkin:
Astrid Brauneuter kommt aus einer Jägerfamilie, fand zum Züchten durch das Führen von Hunden. Schon ihr Großvater führte Deutsch Kurzhaar, bei den damals hohen Niederwilddichten in Unterfranken der ideale Jagdhund. Natürlich hatte er nur Rüden, wie es sich zu diesen Zeiten für einen Jäger gehörte. Auch die Eltern der Züchterin führten Kurzhaar-Rüden und so wuchs Astrid als junges Mädchen mit diesen Hunden auf. „Ich war von Anfang an auf diese Hunde geprägt“, erzählt sie, „die im Revier voller Passion und mit Härte jagen, aber zu Hause die besten Familienhunde sind!“
Ausschlaggebend für ihr Vorhaben, Züchterin zu werden, war die erste Treibjagd, auf die sie mitgehen durfte. Astrid Braunreuter war damals gerade erst 13 Jahre alt und begleitete ihren Vater. Der Rüde des Vaters tat während des Treibens einen Fuchs ab und brachte ihn der jungen Astrid. Von da an war es sozusagen um sie geschehen!
Im Jahr 2013 bekam sie von ihren Eltern einen Kurzhaar-Rüden während ihrer Ausbildung zur Jägerin geschenkt und startete als Jungjägerin bereits mit eigenem Hund. Sie hatte natürlich durch Großvater und Vater schon viel Erfahrung im Führen von Jagdhunden gesammelt und konnte den Rüden auch erfolgreich durch die Prüfungen führen.
Natürlich ist ein Rüde nicht geeignet, um einen Zwinger zu gründen und nachdem Astrid Braunreuter ihr Vorhaben, Deutsch Kurzhaar zu züchten, nicht einen Moment aus den Augen gelassen hatte, holte sie sich zu ihrem Rüden ein Jahr später eine Hündin. Leider war diese erste Hündin zuchtuntauglich und 2015 kam dann die zweite Hündin, Ella von der Tannenburg ins Haus. Im selben Jahr wurde auch ein Zwinger angemeldet und abgenommen.
Ursprünglich wollte Braunreuter ihrem Zwinger den Namen „vom Steigerwald“ geben. Der ehemalige Besitzer des gleichnamigen Zwingers hatte damals aus gesundheitlichen Gründen die Zucht aufgegeben und war bereit, seinen Zwingernamen zur Verfügung zu stellen. Kurz davor waren aber die VDH Regularien geändert worden und die Zwinger mussten einen eindeutigen Namen haben, über alle Rassen hinweg. „Steigerwald“ war schon von einem Zwinger für Border Collies belegt und schied daher aus. „Ich habe meinen Zwinger dann nach dem Revier benannt, in dem ich die ersten Schritte als Jägerin gemacht habe: dem Böhlgrund“, erzählt die Züchterin.
Der erste Wurf im „Böhlgrund“ fiel allerdings nicht aus Ella von der Tannenburg, da die Hündin damals erst 18 Monate alt war. Eine Leihhündin, bei der Astrid Braunreuter davor bei der Ausbildung geholfen hatte, brachte den A-Wurf im Böhlgrund: Queen KS vom Nonnenhaus. Der A-Wurf fiel 2016 und bestand gleich aus elf Welpen (8/3). „Erst machte ich mir schon ein wenig Sorgen“, berichtet Astrid Braunreuter, „als junge Züchterin kannte mich natürlich niemand und ich hatte immerhin elf Welpen unterzubringen!“ Aber die Sorgen waren unbegründet, durch die exzellente Abstammung gingen die Welpen weg wie „warme Semmeln“.
Die junge Hündin Ella war bald durch alle Prüfungen, hatte VGP, IKP, VSwPr., HN und andere Prüfungen und Abzeichen bestanden und in der Zuchtschau ein „V“ im Formwert erhalten und wurde nun auch gedeckt. 2018 fiel der erste, eigene Wurf „B“, es folgten mit Ella 2020 der C-Wurf und aus der Hündin „Bonnie“ aus dem eigenen B-Wurf der D-Wurf des Zwingers. 2020 war ein heißes Jahr im „Böhlgrund“: zeitversetzt wuselten 19 Welpen in Haus und Garten!
„Eigentlich wollte ich genau das nicht“, sinniert Astrid Braunreuter, „nie ein großer Züchter mit vielen Welpen werden, sondern immer nur ganz gezielt in kleinem Rahmen züchten. Aber die Nachfrage nach meinen Welpen war derart groß und beide Hündinnen, Ella wie auch Bonnie, hervorragende Mütter!“ Vor allem die B-Wurf-Hündin Bonnie zeigte sich früh als perfekte Gouvernante für den Nachwuchs und schien wie geboren für die Zucht. „Die wollte unbedingt eigene Welpen haben“, erzählt die Züchterin schmunzelnd.
Astrid Braunreuter legt großen Wert darauf, dass die Hündinnen nicht überbeansprucht werden: „so lange sie nicht physisch und psychisch wieder völlig ausgeruht sind, kommt meinen Hündinnen kein Rüde zu nahe!“ Aber 2022, nur gut eineinhalb Jahre später, war Bonnie schon wieder so weit und konnte gedeckt werden. Ende März wölfte sie dann den aktuellen E-Wurf vom Böhlgrund: wieder elf putzmuntere, enorm kräftige Welpen – sechs Rüden, fünf Hündinnen. Vater ist ein Rüde aus Thüringen, der vom Pedigree her bestens zu Bonnie passt.
„Bonnie ist mit 63 cm und 30 kg eine starke Hündin“, begründet Braunreuter die Auswahl. „Es war nicht ganz einfach, einen Mittelschlag-Rüden zu finden, der die Nachkommen zwar kräftig, aber nicht zu groß macht und der gleichzeitig eine passende Abstammung hat“. Denn nach wie vor ist der Züchterin vor allem anderen wichtig, ruhige und jagdlich brauchbare Hunde zu züchten. Auf ihrer Suche nach dem passenden Rüden war sie eben auch im deutschen Osten unterwegs. Dort gebe es eine Vielzahl von ganz hervorragenden Hunden, die entweder nicht bekannt oder unterschätzt seien.
Aber es gab auch schwere Rückschläge im Böhlgrund. Die erste Hündin des Zwingers, Ella von der Tannenburg, starb im vergangenen Jahr an einem Lymphdrüsenkrebs mit nur sechseinhalb Jahren. Für Astrid Braunreuter ein schwerer Schlag – nicht nur züchterisch! Sie hatte förmlich Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um die Hündin zu retten, aber die Art von Lymphom, unter der Ella litt, ist extrem aggressiv und innerhalb von nur vier Wochen verendete die Hündin. „Ich habe natürlich alles gelesen und alle Tierärzte befragt, derer ich habhaft werden konnte“, berichtet die Züchterin. „Erblich gibt es jedenfalls keinen Zusammenhang mit der Erkrankung. Es ist ein so genannter erworbener Gen-Defekt, also einfach nur großes Pech“, trauert sie.
So schlimm es für Astrid Braunreuter auch ist, so beruhigend ist es für ihre Welpenkäufer, dass sie sich solche Gedanken macht und sorgfältig den Problemen auf den Grund geht. Gerade im Kurzhaar-Lager hörte man in der Vergangenheit, dass nicht alle Züchter derart verantwortungsvoll gearbeitet haben sollen.
Jedenfalls sollte es im Böhlgrund wieder eine zweite Mutterhündin geben. Astrid Braunreuter erinnerte sich an eine Hündin aus dem C-Wurf, die damals schon ihre Favoritin für eine weitere Mutterhündin war, aber dann doch abgegeben wurde. Durch einen glücklichen Umstand konnte sie die Hündin zurückkaufen und „Cora“ zog wieder in ihr Geburtshaus ein. „Sie muss natürlich erst einmal durch alle Prüfungen laufen, bevor ich mit ihr züchten kann“, sagt Astrid Braunreuter, „in diesem Jahr ist noch die VGP dran, dann kann es losgehen!“.
Wieder mit zwei Mutterhündinnen ist der Zwinger also gut aufgestellt für die Zukunft. Auch die Rahmenbedingungen scheinen zu stimmen. Astrid Braunreuter berichtet, dass sie – als Hobbyzüchterin – natürlich nie und nimmer klarkäme, wenn sie ihre gesamte Familie nicht unterstützen würde, denn ihre Brötchen verdient sie nicht mit der Zucht. „Daher bin ich organisatorisch und auch finanziell frei, so zu züchten wie ich es für richtig halte“, freut sie sich und witzelt: „um von der Hundezucht leben zu können, züchte ich die falsche Rasse!“. Was die Zuchtziele anbelangt, ist sie nicht eingefahren – es sei Kennzeichen einer jeden Zucht, dass sich die Züchter auf unterschiedliche Zuchtziele konzentrierten und gut für die Rasse wie auch für die Welpenkäufer, dass unterschiedliche Zuchtziele unterschiedliche Schläge einer Rasse hervorbrächten.
Dabei hat Braunreuter für ihre eigene Zucht klare Prinzipien: Sie will kräftige Mittelschlaghunde mit konsequenter Ausrichtung auf jagdlichen Einsatz züchten, die wesensfest, klar im Kopf und hart sind. „Meine Hunde sind durch und durch Jagdhunde und daher auch nicht als Begleithunde geeignet“, ist ihr Credo. Abgegeben werden die Hunde vom Böhlgrund deshalb nur an Jäger, und zwar auch nur an solche, die eine artgerechte Auslastung der Tiere plausibel machen können. Braunreuter macht sich dabei die Mühe, die Interessenten genau zu befragen. „Am liebsten gebe ich meine Welpen an Jäger ab, die mit einer Empfehlung kommen“, sagt sie. Ins Ausland verkauft die Züchterin nur ungern und nach Übersee eigentlich gar nicht, denn einen langen Interkontinentalflug will sie den Welpen nicht zumuten.
Überhaupt erfahren die Welpen im Böhlgrund eine ziemlich intensive wie auch exklusive Behandlung. Nach den ersten vier Wochen in der Wurfkiste im Haus, in denen sie bereits mit allen möglichen Geräuschen im Haushalt konfrontiert wurden, ziehen sie um in das Welpenhaus im Garten, wo sie auch einen Auslauf im Freien haben. Dann werden sie auch regelmäßig auf Ausflüge in den Wald, ins Feld und ans Wasser mitgenommen. Mit Wild haben sie bereits in ihrem zweiten Lebensmonat Kontakt. „Aber ausschließlich mit Raubzeug“, erklärt die Züchterin. „Die sollen sich daran gewöhnen. Das feine Wild kommt erst am Schluss dran, sonst hat man später Gemäkel, wenn der Hund mit einem halben Jahr zu ersten Mal auf einen Fuchs oder einen Marder trifft, den er apportieren soll!“ Zum Welpenprogramm gehört zudem ein erstes Eingewöhnen mit der Reizangel. Aber das eben nur ganz vorsichtig.
Anfang der neunten Woche ist es dann so weit und die Welpen werden abgegeben. Astrid Braunreuter ist überzeugt davon, dass es ein Verbleiben im Wurf bis zu 3 Monaten für den Hund nur viel schwerer macht. Zudem ist die Bindung zum Hundeführer einfacher und intensiver herzustellen, wenn der Welpe seine zweite Sozialisierungsphase im dritten Lebensmonat bei diesem erlebt.
„Von meinen Welpenkäufern wünsche ich mir natürlich, dass sie den Hund nicht nur auslasten, sondern auch zumindest auf die Anlagenprüfungen führen“, hofft Braunreuter. Das scheint in Erfüllung zu gehen, denn selbst bis zur VGP wird immerhin noch ein Drittel der Deutsch Kurzhaar „vom Böhlgrund“ geführt! Nicht nur für Deutsch Kurzhaar, sondern auch für jede andere Hunderasse wäre jedenfalls zu wünschen, dass sich mehr solcher engagierter Hobbyzüchter mit Sachverstand und Leidenschaft und vor allem ohne wirtschaftliche Zwänge der Zucht „ihrer“ Rasse widmen würden.
Ulrich Schmidbauer
© Urheberrecht. Alle Rechte vorbehalten. Deutsch Kurzhaar vom Böhlgrund, 97478 Zell a.E.